BewegungsmanagerInnen

Die Interventionistische Linke steht seit ihrer Gründung im Verdacht nur ne verhinderte Parteineugründung zu sein und die sozialen Bewegungen nur als Vehikel für die eigenen Geltungsansprüche zu nutzen.
Das erste Mal gab es eine zugespitzte Diskussion im Zuge der G8 Proteste. Die IL bzw. deren Pressesprecher Tim Laumeyer hatten sich von den Riots nach der großen Bündnisdemo distanziert und erklärt, dass sie das falsch fänden. Als es dann aus der linksradikalen Ecke einiges an Kritik hagelte an diesem unsolidarischen Verhalten, ist man schnell zurückgerudert und betont, dass wäre natürlich nicht der IL-Standpunkt und das wäre in der Hektik und unter dem medialen Druck einfach falsch ausgedrückt worden. Soweit so schlecht.
Die eigene Position als ‘offizieller Vertreter’ des linksradikalen Spektrums im breiten G8 Bündnis hat man dadurch aber schlussendlich nur gestärkt und sich somit einen gewissen Alleinvertretungsanspruch insbesondere gegenüber den Medien erkämpft.
Seitdem ist das Bündnis bei allen bundesweiten Großevents dabei, meist mit eigenem Aufruf und vor allem immer mit einem mehr als dubiosen Massenansatz. Bspw. hat man im Rahmen des Anti-Islamisierungskongress von Pro Köln sich zusammen mit bürgerlichen Kräften für Massenblockaden nach dem Vorbild Block G8 entschieden. Dass dabei eigene Inhalte der Massenaktion geopfert wurden, sieht man hingegen nicht. Denn, so die Argumentation, durch die Massenblockaden würden die Menschen durch die minimale Regelübertretung, eine nicht-genehmigte Sitzblockade zu machen, dauerhaft radikalisiert und die eigene gesellschaftliche Position durch die Bündnisarbeit gestärkt. (Diskussion zum Anti-Islamisieurngs Kongress und den Gegenaktionen habe ich auch hier angesprochen: hier)
Vor Kurzem nun gab’s einen groß angekündigten ‘antikapitalistischen Ratschlag’ in Frankfurt/M. bei dem eine strategische Intervention in die Kapitalismuskrise erörtert werden sollte. Zusammen mit Bündnispartnern wollte man anhand verschiedener Themenfelder den optimalen Hebel finden. Herausgekommen ist anscheinend wieder ein äußerst dubioser Massenansatz, der die Breite an und für sich schon für einen Wert hält und dafür bereitwillig alles andere aufgibt. So berichtet es zumindest LEA von dem Kongress.
Heute war jetzt wiederum großer Antifa-Aktionstag in Dresden, um den Nazifratzen ihren Bombengedenktag zu vermießen. Während das antideutsche Bündnis ‘Keine Versöhnung mit Deutschland’ insbesondere eine Kritik auch des bürgerlichen Opferdiskurses betreibt (deren Argumente kann man sicher an der ein oder anderen Stellen kritisieren, aber immerhin ist das ne inhaltliche Auseinandersetzung), wollte die IL mit ihrem Vorort-Bündnis ‘No Pasaran!’ wieder mit Massenaktionen auftrumpfen. Damit man auch ne Masse zusammenbekommt, hat man sich mit Kritik am bürgerlichen Opferdiskurs tunlichst zurückgehalten und stattdessen die Energie in ne große Antifademo gesteckt, die, so der Plan, den Nazis die Tour versauen sollte. Heute lese ich nun Indymedia und was liest man da über die No Pasaran Demo?
Mit 4.000 Leuten hat man die Masse auf die Straße gebracht, dummerweise hat man die Nazis nichtmal gesehen und damit gerade mal ne große Latschdemo veranstaltet. So liest sich die Einschätzung auf Indy:

Insgesamt betrachtet dürften sich die meisten Antifaschisten mehr von dem Tag versprochen haben, da es nicht gelang, den Nazis in Sichtweite oder Hörweite ihren Unmut mitzuteilen. Positiv dagegen ist jedoch zu bewerten, dass deutlich mehr Menschen als in den vergangenen Jahren sich entschlossen haben ihren Protest gegen die geschichtsverdrehenden Thesen der Nazis auf die Straße zu tragen.

Mir drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass die IL sich über Massenmobilisierungen in der radikalen Linken behaupten und an bürgerliche Bündnispartner ranschmeißen will. Um das zu erreichen betreibt man im Vorfeld eine riesen Werbeshow (Flyer, Videos, Aktionstrainings etc.), nur um dann die angereisten Menschen als Inszenierung der eigenen Mobilisierungsfähigkeit zu instrumentalisieren.
Auch wenn ich es grundsätzlich wichtig finde, auch außerhalb der radikalen Linke zu agitieren, Bündnisse zu schmieden etc…. Aber dieser Ansatz entpuppt sich immer mehr als inhaltslose Medieninszenierung, von der einzig die IL und ihre führenden Kader profitieren, wenn sie das nächste Mal ihre Gewicht in Bündnissen in die Waagschale werfen wollen. Dieses Bewegungsmanagertum, dass die eigenen GenossInnen nur als StatistInnen aufmaschieren lässt, halte ich nicht für einen besonders gelungenen Organisierungsansatz.