Antisemitische Veranstaltung im Club Voltaire verhindern!

Von: Andreas Waibel

Liebe Mitglieder und Freunde des Club Voltaire, Liebe Antifaschisten

Der Club Voltaire ist ein Ort, wo Linke und Demokraten verschiedener
Coleur
diskutieren und Veranstaltung durchführen können. Dies gilt
grundsätzlich auch für kontroverse Meinungen. Eine Grenze ist aber
dort erreicht, wo eindeutig reaktionäre, antidemokratische und
antisemitische Inhalt propagiert werden und eine kritische Diskussion
nicht ermöglicht wird. Ein solcher Fall liegt bei der geplanten
Veranstaltung “Die Bandbreite und Medien zwischen Realität und
Scheinwelt” der Gruppe “Arbeiterfotografie” am 9.10.2009 vor.

Die Gruppe “Arbeiterfotografie” propagiert Verschwörungstheorien zum
Terroranschlag vom 11.September 2001. Dabei geht sie soweit,
amerikanischen und israelischen Geheimdiensten zu unterstellen, dass
sie den Massenmord selbst verübt haben. Bei der Veranstaltung im CV
soll auch der Verschwörungstheoretiker Elias Davidson auftreten, der
die Nazis für “bescheiden” im Vergleich zur heutigen Politik der USA
und Israels hält. Davidson selbst wird als “jüdischer Ausnahmemusiker”
angepriesen. Vor diesem politischen Zusammenhang kann man das nur so
verstehen, dass alle Juden, die den 11.September nicht für das Werk
des Mossad halten, als Nicht-Ausnahmen stigmatisiert werden.

Die Gruppe “Arbeiterfotografie” verbreitet Verschwörungstheorien gegen
den Volksaufstand im Iran und verteidigt das Regime von
Ahmadinedschad. Im Einklang mit dem iranischen Präsidenten behauptet
sie z.B., dass die ermordete Studentin Neda in Wirklichkeit von
westlichen Diensten erschossen wurde. Während unsere iranischen
Genossinnen und Genossen im Iran im Gefängnis sitzen, gefoltert und
vergewaltigt werden, leugnet die “Arbeiterfotografie” die Verbrechen
und preist den iranischen Präsidenten als Vorkämpfer gegen den
Rassismus und die “zionistische” Weltherrschaft.

Die Gruppe “Arbeiterfotografie” arbeitet Hand in Hand mit
Verschwörungstheoretikern aus dem Umfeld der sogenannten “Infokrieger”
und organisiert gemeinsam mit ihnen Veranstaltungen. Das Weltbild
dieser Leute beinhaltet auch die Propagierung von
Verschwörungstheorien zum Zweiten Weltkrieg. In der Szene der
Verschwörungstheoretiker werden Bücher wie “War Deutschland allein
schuld?” und “Das Deutschlandprotokoll” beworben, in denen die
Alleinschuld Hitlerdeutschlands am Kriegsausbruch bestritten wird und
das heutige Deutschland als Opfer amerikanischer Besatzer dargestellt
wird. Wenn ersteinmal das Gefühl einer umfassenden Verschwörung von
“zionistischen” Geheimbünden geschaffen ist, läßt sich auch die
Geschichte entsprechend umdeuten. Zwischen den links klingenden
Theorien der “Arbeiterfotografie” und rechten Verschwörungstheorien
besteht dabei ein fließender Übergang mit belegbaren personellen
Zusammenhängen.

Viele dieser reaktionären Inhalte werden auch durch die Texte der Band
“Die Bandbreite”, die an diesem Abend im CV auftreten soll,
transportiert. Obwohl die Band ebenfalls in der Infokrieger Szene
auftritt, kann man Ihr weniger Vorwürfe machen als dem Veranstalter,
weil die Bandmitglieder offenbar aus Naivität nicht erkennen, mit wem
sie sich da einlassen. Daher ist es falsch die Diskussion alleine auf
die Musikgruppe einzuengen. Der Charakter der Veranstaltung insgesamt
ist gegen alles gerichtet, wofür der Club Voltaire steht.

Ich habe meine Bedenken und Hintergrundinformationen in die interne
Diskussion der Programmgruppe und des Vorstands eingebracht und
weitere Beweise und Recherche angeboten. Mein Ziel war es, dass wir
als Mitveranstalter diese Veranstaltung so umgestalten, dass eine
kritische Diskussion der problematischen Inhalte möglich wird. Ich bin
kein Freund von Verboten und Ausgrenzung. Es wäre besser den
reaktionären Unsinn der “Arbeiterfotografie” bei einer Diskussion zu
widerlegen, als die Veranstaltung abzusagen.

Doch dies hat einen Teil der Aktiven der Programmgruppe des Club
Voltaire offenbar nicht interessiert. Stattdessen wurde ich persönlich
angegriffen, ohne Prüfung behauptet ich hätte keine Beweise vorgelegt
und mit Begriffen wie “Bauchgefühl” und “Klassenbewußtsein”
argumentiert. Am Ende wurde gegen meinen ausdrücklichen Widerspruch
die gesamte interne Email-Diskussion samt meiner Emailadresse an die
“Arbeiterfotografie” weitergereicht. Man hat mir noch nicht einmal
eine Kopie dieser Zusammmenstellung gegeben.

Da nun also die Befürworter dieser Veranstaltung den Streit nach außen
getragen haben, werde ich das auch tun. Ein geschlossenes Auftreten
und Verhandeln gegenüber den Hauptveranstaltern über den Charakter des
Abends ist nun nicht mehr möglich; daher bleibt nur noch die
Veranstaltung durch massive Präsenz kreativ umzugestalten oder zu
verhindern.

Keinen Fußbreit für Antisemitismus und Reaktion! Verteidigt den Club
Voltaire als Ort der Aufklärung und des Antifaschismus! Kommt alle am
Dienstag 29.9. 19:30 zur Sitzung der Programmgruppe und überzeugt die
Mitglieder diese Veranstaltung abzusagen! Wenn das nicht gelingt,
kommt am 9.10. 19:30 in den Club Voltaire und tut was nötig ist!

Andreas Waibel
1.Vorsitzender des Club Voltaire e.V.

Weitere Infos zur geplanten antisemitischen Veranstaltung im Club Voltaire

Norddeutsche Querfront: Infos zur Demonstration gegen Antisemitismus in Hamburg am 13. 12. 2009