Zweideutige Eindrücke zur Demonstration für die Wahrung der Rechte der Homosexuellen

Gestern fand die Demonstration für die Wahrung der Rechte der Homosexuellen! vor dem Habibi in der Oranienstraße 30, Berlin-Kreuzberg, im Zuge eines wiederholten Überfalls gegenüber einem schwulen Pärchen statt. Erst kürzlich wurden zwei sich küssende lesbische Frauen von dem Besitzer der Eisdiele in der Maaßenstrasse 6, Berlin-Schöneberg, verbal angegriffen und diskriminiert, was Proteste hervorrief mit der Folge, dass der Besitzer Schilder mit der Aufschrift Privatgrundstück hat aufstellen lassen, was wiederum als Provokation verstanden wird.

Ohne mir Urteile über die Vorfälle erlauben zu können, war ich weder bei den Überfällen dabei, noch bei der Demo in Schönberg, beschlich mich bei der Beobachtung der gestrigen Szenerie in Auseinandersetzung des Zusammenhangs von Homo- und Transphobie und Rassismus ein ungutes Gefühl. Letztlich lief die Demonstration darauf hinaus, dass plakativ Front gemacht wurde, ohne in einen Dialog mit dem Besitzer oder den Angestellten das Habibi zu treten. Stattdessen stellte sich der LSVD demonstrativ mit dem Rücken zum Habibi auf und vereinnahmte den Protest für seine zu Teilen rassistischen Kampagnen, die auf der Kulturalisierung und Ethnisierung von Homophobie beruhen. Auch der Organisator der Demo, Alfonso Pantisano, initiierte keinen Dialog, erläuterte auch nicht den Tathergang oder die Hintergründe, die einer Differenzierung zuträglich gewesen wären, sondern inszenierte sich vor den Kameras und verurteilte den Angestellten repräsentativ als homphob mit der Betonung, dass im Jahre 2009 allen Menschen alle Rechte zugestanden werden müssen. Mit dem Rekurs auf einen Diskurs der Moderne und der Fortschrittlichtkeit wird einerseits implizit auf die Rückschrittlichkeit des nicht-weißen Angestellten verwiesen und andererseits die Grundlage eines Pauschalurteil gegenüber nicht-weißen Menschen geschaffen, um anschließend Front gegen das kriminalisierte „Andere“ zu machen.

Ohne Partei ergreifen zu wollen, wurde für mich einmal mehr deutlich, dass Demonstrieren gegen etwas immer auch demonstrieren gegen mich selbst heißt, da ich mir nicht anmaßen möchte, nicht auch Teil menschenrechtsverletzender Akte zu sein. Sei es Homophobie oder Rassismus.

In Kürze stellen wir einen Zusammenschnitt einiger Demo-Impressionen ein und freuen uns auf Feedback.