[Wem ge-]hört die Stadt?!
Wir möchten ein Zeichen setzten für eine Stadt in der Menschen mehr sind als Schatten, die durch die Straßen ziehen!
Denn eine Stadt ist nicht nur eine Ansammlung von Arbeits- und Schlafstätten; in ihr findet Leben statt!
Dieses ist facettenreich, bunt und manch- mal laut, falls es nicht durch Überwachung, Kontrolle, Repression und Verdrängung verhindert wird.
In letzter Zeit sind diese Phänomene insbesondere in Frankfurt verstärkt zu beobachten. Daher erachten wir es als notwendig sich diesem Prozess entgegenzusetzen, sich den öffentlichen Raum anzueignen und die Frage »Wem gehört die Stadt?« aufzuwerfen.
In Frankfurt findet ein Phänomen statt, das in allen Metropolen der Welt zu beobachten ist: Die Gentrifizierung.
Gentrifizierung bezeichnet einen Verdrängungsprozess, bei dem ganze Stadtteile umstrukturiert werden, um bessere Verwertungsmöglichkeiten für das Kapital zu gewährleisten.
Wir sprechen hier bewusst vom Kapital, da jede Person im Kapitalismus in eine Rolle gezwungen ist. Dabei ist die agierende Person austauschbar und somit nicht als einzelne_r zu kritisieren.
Wir können nicht entscheiden ob wir mitspielen oder nicht! Denn wir sind das Spiel und wer ihm nicht gerecht wird, fliegt raus!
Der Kapitalismus ist ein gesellschaftliches System, das ständig expandieren muss. Dabei wird pausenlos nach neuen Möglichkeiten gesucht Wert zu produzieren. Im Fall der Gentrifizierung werden in Stadtteilen systematisch »günstige« Immobilien von Investementunternehmen aufgekauft, danach renoviert und zu einem höheren Wert wieder verkauft. Zuvor haben diese Viertel immer eine Wertsteigerung aufgrund ihres alternativen Images erfahren.
Die daraus folgenden Veränderungen sind nicht nur in den jeweiligen Quartieren zu be- merken, sondern betreffen alle Bewohner_innen der Stadt.
Jede_r Einzelne bekommt dies im Alltag zu spüren: Nicht genehme Personen sollen aus dem Stadtbild verschwinden, was z.B. durch ständige Kontrollen erreicht wird. Bezahlbaren Wohnraum zu finden ist nahezu unmöglich, da die Stadtviertel strukturiert aufgewertet werden und die Mietpreise kontinuierlich steigen. Selbstverwaltete Projekte und Kultur Abseits des Popularen sind nicht erwünscht, sondern müssen immer wieder um ihre berechtigte Existenz kämpfen. Menschen, die sich das nicht gefallen lassen, werden als »Problemjugendliche« oder »Chaoten« abgestempelt, ohne dass auf ihre Beweggründe eingegangen wird.
Ihr Habitus ist Ausdruck für ihren täglichen Kampf mit der Normalität.
Dabei geht es nicht darum ihre Inhalte zu verteidigen, stattdessen sind ihre Aktionen als Symbole zu verstehen. Die eine Antwort auf soziale Ausgrenzung, Perspektivlosigkeit und dem Zwang zur Anpassung sind. Auf parteipolitischer Ebene, werden sie als »Probleme« benannt und als populistisches Argument für eine Law and Order Politik genutzt. Durch massive Kameraüberwachung öffentlicher Plätze sollen die »Nicht- Normierten« aus dem Stadtbild in die Hinterhöfe verbannt werden. Somit werden die Probleme kaschiert und eine scheinbare Sicherheit aufrechterhalten.
Diese Entwicklungen können und wollen wir nicht schweigend hinnehmen.
Zwar wäre es einfacher zu versuchen sich durch Konsum & Verblendung in der Realität einzurichten, doch wird einen diese immer wieder einholen. Denn es gibt kein außerhalb der Gesellschaft, sondern wir alle sind ein Teil von ihr. Durch unsere alltäglichen Verhaltensweisen und Gedankenmuster, erhalten wir das System aufrecht und reproduzieren es in nicht enden wollender Stereotypie.
Gerade deshalb erachten wir es als notwen- dig sich durch Theorie und Praxis in den Weg zu stellen und zu fragen wem die Stadt gehört.
Um sie in die Öffentlichkeit zu tragen, haben wir eine populäre Aktionsform gewählt. Denn um auf ein Thema aufmerksam zu machen, ist es in der Erlebnisgesellschaft notwendig ein Spektakel zu inszenieren und dieses bis auf den popkultu- rellen Diskurs wirken zu lassen.
Wir wollen die Stadt nicht kampflos aufgeben und erlauben uns auch noch dabei Spaß zu haben.
Nun gilt es den Aufstand durch vielfältige Aktionsformen zu Proben.
Neue Formen der Praxis müssen sich entwickeln.
Der öffentliche Raum muss erkämpft werden.
Aufklärung muss stattfinden.
Sei es in der U-Bahn, in den Universitäten und Schulen oder auf der Straße…
Widerstand ist nötig! Immer und überall!
Let‘s hype ourselves!
Beteiligt euch am 11.Juni am „Wem gehört die Stadt?“-Aktionstag
Kommt am 11.Juni um 18Uhr mit euren Ghettoblastern auf den Campus Bockenheim…
…und am 22.Juni zur Demo gegen die Innenministerkonferenz!
AK-Ruhestörung statt Lärmbelästigung!
Im Rahmen des „Wem gehört die Stadt?“-Netzwerks
Zeitung zum Aktionstag