Unsa Haus – ein nichtnormatives (Kinder)Buch

Geht mensch durch die Kinderbuchabteilungen von Buchhandlungen, um für anverwandte und bekannte Kinder Lesestoff zu erwerben, fällt die Entscheidung selten leicht. Wer den kritischen Blick streifen lässt, wird schnell feststellen, dass die meisten Bücher heteronormativen Strukturen folgen, Geschichten von Mama, Papa, Kind erzählen und Geschlechterstereotype reproduzieren und festnageln.

Umso erfreulicher, dass sich da was tut und umso erfreulicher, dass sich der Nono-Verlag der Kinder annimmt, die vielleicht nach Lektüre des in zweiter Auflage erschienenen Buches „Unsa Haus – und andere Geschichten“ den Erwachsenen verklickern, dass Familie, Geschlecht, Sexualität und Zusammenleben nicht so eingefahren und endlos gleichförmig sein müssen.

Das Kinderbuch erzählt mit viel Spaß und tollen Illustrationen die im normativen Sinne nicht-geradlinigen Lebensläufe der fünf kleinen Held_innen. Dass jedoch deren fiktives Leben mit dem realen Alltagsleben vieler Kinder und Familien jenseits steriler Werbeanzeigen in einem engen Austauschverhältnis stehen, verdeutlichen die spannenden Illustrationen an der Schnittstelle von Fotografie und Mangamalerei. In die Fotos ikea-ausgestatteter Wohnräume sind die Mangacomicfiguren montiert und ermöglichen ein Queering ebenjener Welten, die nur aus weißen, bürgerlichen, heterosexuellen Farbglanzfamilien bestehen.

Zudem definieren sich die Kinder nicht vorzugsweise über ihr Geschlecht, sondern über ihre Interessen, Träume und Lebenswünsche, die ein viel festeres Band zwischen ihnen zu schweißen in der Lage sind. Ausgehend von der scheinbar belanglosen Frage, welchen Beruf die Kinder später einmal auszuüben sich erträumen, wird ein Kosmos entworfen, der eingebettet in ein Umfeld voller Aufmerksamkeit, Offenheit und Vorurteilslosigkeit so einigen Erwachsenen lehren könnte, Zusammenleben jenseits von national, kulturell und geschlechtlichen Zugehörigkeitsimperativen zu gestalten.

Wenn also jedes Kind im Rahmen der je eigenen Geschichte „direkt aus dem Leben“ davon konfrontiert ist, dass sich Eltern trennen, Geburtstage nicht die rechten Geschenke bereithalten oder die WG der großen Schwester der schützende Rettungsanker vor sich streitenden Eltern ist, scheint sich der Zusammenhalt quer aller Differenzen aus der gegenseitigen Zuneigung und den gemeinsamen Träumen trotz oder vor allem aufgrund kindlicher Naivität zu generieren.

Zwar wird das Buch für Kinder ab 5 Jahre empfohlen, kann aber das Lesen „im Alter“ nicht schaden – vielmehr nutzen vor dem Hintergrund, sich der eigenen verfestigten Stereotype immer dann gewahr zu werden, wenn die cross-gendered und cross-raced Namen automatisierte Verschaltungen umleiten. Wie schnell also Normierungen zur Falle werden, macht das Buch eindrücklich deutlich.

Im Gespräch mit den Gründer_innen des Nono-Verlages Ben Böttger und Ina Schneider ergab sich daher wenig überraschend, dass nicht die Kinder Schwierigkeiten hatten mit den homosexuellen Familienerzählungen oder geschlechterübergreifenden Berufswünschen, sondern sich vor allem die Eltern an ebenjenen Stellen aufhingen. Daher ist zu hoffen, dass es dem Verlag wie geplant gelingen wird, vielleicht nicht nur ein Aufklärungsbuch für Jugendliche zu schreiben, sondern eine Handreichung für Eltern. Schließlich spielten bei den Kindern weder die schwulen Väter eine übergeordnete Rolle, noch die Tatsache, dass Dani es vorzieht Prinzessinnenkleider zu tragen. Somit unterstützt das Buch, eigene Lebensrealitäten (wieder) zu entdecken, ohne sich abweichend oder allein fühlen zu müssen.

Alle, die Kinder im weitesten Sinne in ihrem Umkreis mit Literatur beglücken wollen, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es besteht sogar die Möglichkeit sich vorab eine PDF-Version anzuschauen.

Infos zum Buch/Bestellen:
ab 5 Jahre
15,5 x 21,0 cm, 56 Seiten / Softcover, 2. Auflage / Mai 2010
ISBN: 978-3-942471-00-8
14,90 €

Auch ganz frisch im NoNo-Verlag erschienen, ist der Fotokalender:

TRANSMASCULINITIES 2011 – Pictures From Beyond the Malestream mit 24 farbigen Portraits, fotografiert von Finn Ballard.

Infos zum Kalender/Bestellen:
Format: 29,7 x 29,7 cm, 16 Seiten plus Poster, Oktober 2010
14,90 €

Unsa Haus – ein nichtnormatives (Kinder)Buch Weiterlesen »

hs25 das optimal-ideal der wissenden körper in der populärpolitik

Voll wissenschaftlich geht es in unser drittes Jahr!
Nachdem wir in Prag ordentliche Queer-Theoretiker_Innen WissenschaftsScheiternde waren, nehmen wir uns das Thema queer und Wissenschaft vor und betreiben – im guten Anschluss an feministische Wissenschaftskritik – queere Konferenzkritik. Da geht es um Ausschlüsse, Ignoranz, Reflexion und das Glück, in Hamburg Gender und Queer Studies (R.I.P.) studiert zu haben. Marlen macht uns endlich mal wieder den Erklärbär und wir können am Ende noch mit dem großen Missverständnis über Queer Theory aufräumen – wir lösen nicht nur Geschlechter, sondern schließlich und endlich ALLES auf.
Das wird man doch wohl noch machen dürfen.

hs25 das optimal-ideal der wissenden körper in der populärpolitik Weiterlesen »

Mittwoch, 27. Oktober 2010, 19.30 Uhr // Davidstern und Lederball – Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball


Foto vom Titel des Buches: Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Davidstern und Lederball – Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball

Vortrag von und Diskussion mit Dietrich Schulze-Marmeling, Autor und Fußballhistoriker; Veranstaltende: Arbeitskreis Geschichte

Jüdische Bürger spielten im deutschen und internationalen Fußball einst eine bedeutende und prägende Rolle – als Funktionäre, Mäzene, Trainer und / oder Spieler. So u.a. bei Bayern München, Eintracht Frankfurt, 1.FC Nürnberg, Austria Wien, MTK Budapest oder AS Rom.

Mittwoch, 27. Oktober 2010, 19.30 Uhr // Davidstern und Lederball – Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball Weiterlesen »

MdB auf Dialogbereitschaft

vielen Dank für Ihre Mail.

In der Tat wird es in der kommenden Woche eine Delegationsreise des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in den Iran geben. Diese Reise steht keinesfalls im Gegensatz zum gemeinsamen Interesse der SPD-Bundestagsfraktion, des Bundestages und der Bundesregierung, auf die Umsetzung der UN-Sanktionen durch den Iran zu beharren.

Wichtig dabei erscheint mir jedoch, dass weiterhin eine Dialogbereitschaft signalisiert wird. Der Kultur- und Bildungsbereich ist m.E. dafür sehr geeignet – insbesondere, wenn Verhandlungen im „politischen“ Bereich ins Stocken geraten.

Eine Aufwertung der iranischen Führung ist demgegenüber durch den Besuch in keiner Weise weder beabsichtigt noch gegeben.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Eva Högl

E-mail vom 14.10.2010

MdB auf Dialogbereitschaft Weiterlesen »

Gedenktafel zur Erinnerung an Günter Sare und seine Tötung vor 25 Jahren

Günter Sare starb am 28. September 1985 bei einem Wasser­werfer­einsatz der hes­sischen Polizei. Günter hatte an einer Kund­gebung gegen eine Wahl­kampf­veran­staltung der NPD im Bürger­haus Gallus teil­genom­men. Zahl­reiche Demons­trant_innen hatten versucht, den Zugang zum Haus Gallus zu blockieren.

Die »Autonome Gruppe zur Erinnerung an Günter Sare« hat 25 Jahre nach seinem Tod in der Nacht vom 12. zum 13. Oktober eine Gedenktafel zur Erinnerung an Günter Sare an der Frankenallee, Ecke Huf­nagel­straße, angebracht.

Gedenktafel zur Erinnerung an Günter Sare und seine Tötung vor 25 Jahren Weiterlesen »

Ein Ort der Erinnerung

Geschichte: Erweiterte Dauerausstellung im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt eröffnet

Main-Echo Aschaffenburg, 16.01.2009 (download pdf)


Ort der Ausgrenzung seit langer Zeit: das ehemalige Polizeigefängnis in der Frankfurter Klapperfeldstraße. Heute werden die Räume von der Kulturinitiative »Faites votre jeu!« bespielt, die auch eine sehenswerte Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses konzipiert hat. Foto: dpa

FRANKFURT. Ende April letzten Jahres zog die Initiative »Faites votre jeu!« in das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt. Bereits im Juli 2009 präsentierte der Arbeitskreis erste Ergebnisse seiner geschichtspolitischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Institution. Im August fand die Eröffnung des ersten Teils der Dauerausstellung zum Klapperfeld statt. Darüber hinaus waren immer wieder Referenten zu geschichtspolitischen Themen und Zeitzeugen zu Gast.

Ein Ort der Erinnerung Weiterlesen »

Das ehemalige Polizeigefängnis »Klapperfeld« in Frankfurt am Main 1886 – 2003

In der Ausgabe Nr. 157 des GedenkstättenRundbrief ist ein Artikel des Arbeitskreis Geschichte erschienen. Der GedenkstättenRundbrief erscheint sechs Mal im Jahr und wird von der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin herausgegeben.

GedenkstättenRundbrief Nr. 157, Oktober 2010

(download pdf: Einzelseiten | Doppelseiten)

Von Sarah Friedrich, Mirja Keller und Jörg Schmidt

Die Initiative Faites votre jeu! besetzte Anfang August 2008 ein ehemaliges Jugendzentrum in Frankfurt – Bockenheim. Ein selbstverwaltetes Projekt entstand. Obwohl das Projekt gut angenommen wurde hat die Stadt Frankfurt mit der Räumung gedroht. Nach Verhandlungen mit Vertreter_innen der Stadt im Jahr 2009 entschied sich die Initiative das ehemalige Polizeigefängnis in der Klapperfeldstrasse 5 als Ausweichqaurtier anzunehmen.

Das ehemalige Polizeigefängnis »Klapperfeld« in Frankfurt am Main 1886 – 2003 Weiterlesen »