SOZIALFORUM HANAU SONDERNEWSLETTER AUGUST 2011 No. 33

Metzgerstrasse bei Brand beschädigt ++++ Neonaziaktivitäten in
Bruchköbel: Flugblattaktion gegen engagierten Antifaschisten ++++
Kundgebung gegen Abschiebung nach Malta am 2.8 am Flughafen Frankfurt

In der Nacht vom 28. auf den 29.Juli 2011 sind zwei Dinge geschehen, die
uns zu diesem Sondernewsletter veranlassen: es hat einen massiven Brand
im Autonomen Kultur- und Kommunikationszentrum in der Metzgerstrasse 8
gegeben. In der Metzgerstrasse ist die Brandursache bislang noch unklar.
In derselben Nacht in Bruchköbel Flugblätter in Briefkästen gesteckt, in
denen ein engagierter Jugendlicher als „Rotfaschist“ diffamiert wird und
mit Bild in seiner Nachbarschaft vor ihm „gewarnt“ wurde. Beide
Ereignisse erfordern unterschiedliche Antworten, aber eins ist klar:
auch wenn der Brand in der Metzgerstrasse nun eine Menge Energie für den
Wiederaufbau kosten wird: solche Aktionen wie in Bruchköbel dürfen nicht
unbeantwortet bleiben. Und so haben wir uns für diesen
Sonder-Doppel-Newsletter entschieden.

Brand in der Metzgerstrasse in der Nacht vom 28. auf den 29.Juli 2011
Die Metzgerstrasse hat gestern nacht gebrannt. Das Feuer ist gegen
00:15/ 00:30 ausgebrochen. Es waren keine Menschen im Haus als das Feuer
ausbrach und es kam keine/r zu schaden. Es brannte der hintere Teil, die
Werkstatt hinter der Theke und der Bandschlafraum völlig aus. Das Feuer
hat sich durch die Decke nach vorne in den Thekenraum durchgefressen und
die Feuerwehr musste einen Teil der Decke aufmachen.
Wir wissen noch nichts Genaues über die Brandursache. Der Brand ist an
einer Stelle ausgebrochen, die Kabelbrand o.ä. eher unwahrscheinlich
aussehen lässt. Aber genaueres ist erstmal Spekulation. Es wird eine
abschließende Begehung des Brandsachverständigen der Polizei am Montag
geben, evtl. können wir danach genaueres sagen. Auf den ersten Blick
sieht es zwar etwas erschütternd, aber nicht nach einem Schaden aus, der
nicht mit handwerklichem Geschick und zähem Einsatz wieder hinzukriegen
wäre. Mit Sicherheit muß die (separate) Dachkonstruktion über der
Werkstatt erneuert werden, evtl. auch das Dach über der Küche und dem
Thekenraum. Auch in der Küche hat der Brand übergegriffen und so dürfte
die gerade renovierte Küche wieder neu zu renovieren sein. Zudem gibt es
massive Schäden durch den entstandenen Rauch und Ruß im vorderen
Bereich. Der Infoladen und der Konzertraum sind vergleichsweise kaum
betroffen. Die Musikanlage im Konzertraum war wohl zu retten. Von
Feuerwehr, Polizei und Bauamt wurde erklärt, dass das Haus erst einmal
verriegelt und dann versiegelt werden müsse, bis der Zustand des Hauses
geprüft werden kann, insbesondere hinsichtlich der Statik. Das
Verriegeln haben wir selbst übernommen, wir haben nach wie vor die
Schlüssel und danach vom Bauamt (zunächst bis Montag) versiegelt. Zur
Statik: das gleiche Problem hatten wir vor ca. 20 Jahren bei einem
anderen Brand. Damals war der heutige Infoladen ausgebrannt und es hieß,
die Statik des Hauses sei nicht mehr stabil. Damals war der jetzt
ausgebrannte Bereich der am wenigsten betroffene, von dem aus die
Instandsetzungsarbeiten begannen. Eine Nachbarin sagte bereits in der
Nacht tröstend: „Die Aussenwände stehen doch noch, das kriegt ihr ja
wohl wieder hin!“ Es gab auch sonst unglaublich viel Zuspruch von
NachbarInnen und Vorbeikommenden schon in der Nacht. Und auch sonst gab
es bereits jetzt sehr viele Angebote: beim Aufräumen und Renovieren zu
helfen, ArchitektInnen und HandwerkerInnen die ihre Unterstützung beim
beseitigen der Schäden am Dach anboten. Und ganz oft einfach nur die
Frage: „Was braucht ihr?“ Eine kurze Auseinandersetzung mit Jugendlichen
aus dem Stadtteil noch in der Brandnacht, ist vielleicht bezeichnend:
„Was guckst du, denkst du ich hab das gemacht? Das ist auch unser Haus,
Mann!“ Das Haus ist das Haus von allen, die etwas damit verbinden und so
laden wir alle, denen etwas daran liegt ein, am Dienstag, 2.8. um 19 Uhr
sich auf dem Spielplatz neben der Metzgerstrasse zu versammeln. Dort
wird es dann neue Informationen zur Brandursache geben, sofern wir
welche haben und vor allem über etwaige Pläne uns seitens der Stadt bei
der Instandsetzung Steine in den Weg zu legen. Sollte das der Fall sein,
werden wir Euch alle dringend brauchen. Zum regelmäßigen Programm: das
Flüchtlingscafé (jeden Montag von 16-18 Uhr mit Beratung in Asyl und
Aufenthaltsfragen) wird im DGB-Jugendheim (hinter dem DGB-Haus am
Freiheitsplatz) stattfinden. Flüchtlingscafé und auch Basta-Café (jeden
Donnerstag von 12-14 Uhr zu ALGII und ebenfalls bei Flüchtlingsfragen)
soll ebenfalls weiterhin stattfinden, Raumfrage wird noch geklärt. Die
Volxküche (Montags und Freitags um 19 Uhr) muß vorläufig ausfallen, der
Hanauer Anzeiger titelt heute mit Volxküche flambiert, das bezieht sich
in der Tat auf die Kücheneinrichtung und so gibt es erstmal nur Ideen
von kalter Küche auf dem Altstädter Markt – ob das im Renovierungs-Chaos
umzusetzen ist, wird sich noch zeigen. Konzertmäßig ist sowieso gerade
bis Mitte September die jährliche Sommerpause. Am 24.12.2011 wird die
Metzgerstrasse das 25jährige Jubiläum der Besetzung feiern. Bis dahin
soll die Instandsetzung abgeschlossen sein. Doch zunächst: Dienstag,
2.8. um 19 Uhr – Versammlung auf dem Spielplatz neben der Metzgerstr.8.
Neonaziaktivitäten in der Nacht vom 28. und 29. Juli und davor in
Bruchköbel und anderswo

In Bruchköbel hat es in den letzten Wochen verstärkt Aktivitäten von
Neonazis gegeben. Der Gipfel war eine Flugblattaktion in der Nacht vom
28. auf den 29.Juli, bei der ein engagierter Jugendlicher aus Bruchköbel
mit Foto in der Nachbarschaft als „Rotfaschist“ dargestellt wurde.
Solche Einschüchterungsversuche sind nicht hinnehmbar:
Eine Reaktion auf die Neonaziaktivitäten der letzten Wochen in Bruchköbel
Bruchköbel ist in den vergangenen Monaten wieder verstärkt in den Fokus
rechter Propaganda geraten. Vor allem in den letzten Wochen (rund um den
Naziaufmarsch am 16.Juli in Gießen) tauchten in vereinzelten Stadtteilen
massenweise Sticker mit rechtem Inhalt auf. In diesen werben Nazis auf
pseudo-alternative, jugendliche Art für ihr menschenverachtendes
Weltbild. Um die 400-500 Aufkleber wurden in den Bereichen
Kirle-Siedlung, Niederried und im Käthe-Kollwitz-Ring verklebt. Trotz
mehrmaligem Entfernen klebten nach kürzester Zeit neue Exemplare an
Laternen und Strassenschildern.
Der Höhepunkt ihrer Aktionen ist eine Flugblattaktion in der Nacht vom
28. auf den 29.Juli gegen 3:00 Uhr. Sie deckten in der Kirle-Siedlung
mehrere Briefkästen mit Flyern ein. Abgesehen von seinen eklatanten
inhaltlichen Schwächen wird auf dem Papier ein engagierter Jugendlicher
(dem vor Wochen bereits mündlich gedroht wurde: „Dich kriegen wir
noch.“) auf Basis von Halbwahrheiten und Lügen als krimineller,
drogensüchtiger „Rotfaschist“ dargestellt. Die Verfasser versuchen unter
dem Deckmantel „besorgter Bürger“ ein Feindbild für die Bruchköbler
Bürger_innen zu konstruieren. Diese nicht hinnehmbare
Grenzüberschreitung bringt neben der Verleumdung für das Opfer auch eine
Einschüchterung unbeteiligter Familienmitglieder mit sich und ist aufs
schärfste zu verurteilen.
Es steht fest, dass Etablierungsversuche in solchem Ausmaß auf
gefestigte Strukturen zurückzuführen sind, denen es sich entschlossen
entgegenzustellen gilt. Lassen Sie sich nicht verarschen und wehren Sie
sich aktiv und gemeinsam gegen Neonazis!
Keine Aktion bleibt unbeantwortet!!
Denn schöner lebt sich’s ohne Nazis – in Bruchköbel und überall!
Auch in der Region kam es in den vergangenen Wochen zu verstärkten
Aktivitäten sogenannter „Autonomer Nationalisten“. So wurden in
Friedberg im Vorfeld des Naziaufmarschs in Gießen am 16.Juli zweimal
Plakatpappen gestohlen, auf denen gegen den Naziaufmarsch mobilisiert
wurde. Auch in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli gab es
Neonaziaktivitäten in der Wetterau, genaueres wissen wir im Augenblick
noch nicht. In Frankfurt wurden (ebenfalls in der Nacht vom 28. auf den
29. Juli) Nazi-Sticker am „Faites votre Jeu“ im ehemaligen
Polizeigewahrsam Klapperfeld geklebt. Die Nazis wurden offenbar
erfolgreich verjagt, da das Gebäude nicht wie von außen zu erwarten leer
war. Das war gegen 23 Uhr.

Und da auch alles andere weitergeht wie immer:
Kundgebung gegen Abschiebung nach Malta am Dienstag, 2.8. um 7:30 Uhr am
Frankfurter Flughafen
Am nächsten Dienstag, dem 2. August 2011, soll der somalische Flüchtling
Abdilahi Abdirahman Mohamed mit dem Lufthansa-Flug LH 1274 über den
Frankfurter Flughafen nach Malta abgeschoben werden (Abflugszeit 9:30
Uhr). Nachdem ein erster Abschiebungsversuch am letzten Montag dadurch
verhindert werden konnte, dass Abdilahi sich weigerte ins Flugzeug
einzusteigen und die Lufthansa daraufhin seine Mitnahme verweigerte,
will die zuständige Ausländerbehörde ihn nun zum letztmöglichen
Zeitpunkt in Begleitung der Bundespolizei nach Malta abschieben.
Kundgebung um 7:30 Uhr, Terminal 1 Bereich A vor dem Check-In der
Lufthansa. Alle weiteren Informationen:
http://www.linksnavigator.de/node/2538