Suchergebnisse für: kapital

Der Erlebnis der Grenze

Über die Verwandtschaft von Rassismus und Tourismus ¦ Tina Goethe
„Mexiko gilt wegen seiner reichen kulturellen Geschichte, seiner einzigartigen landschaftlichen Vielfalt, seiner besonderen Musik- und Tanztraditionen und vor allem seiner Menschen zu Recht als eines der faszinierendsten Länder der Welt.“ Ob Indien, Spanien, Ägypten oder eben Mexiko: Erste Sätze aus dem Vorwort von Reiseführern sind […]

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Geschlecht, Transnationale Körper und Technologie

Textauszug aus Ursula Biemanns Video Essay Performing the Border:
„Es wird deutlich werden, dass die Art von Subjek-tivität, die Transnationalismus nördlich der Grenze hervorbringt, sich radikal von der Subjektivität unterscheidet, die im Süden produziert wird. Die Repräsentationen von transnationalen Subjekten, die vom globalen Kapitalismus produziert werden, unterscheiden sich hier deutlich. Während die identitären Eigenschaften der […]

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gender on speed

von crossover

Sexismus // die Funktionen der Geschlechter // und die Hoffnung auf einen gemeinsamen Kampf

Sexismus – ein Herrschaftsverhältnis, eine strukturelle Ungerechtigkeit, ein Ausbeutungs- und Gewaltverhältnis: Diese gesellschaftliche Struktur privilegiert Männer und unterwirft Frauen. Doch auch in Bezug zu anderen Geschlechtern und Sexualitäten (Lesben, Trans, Intersex, Bis) wirkt Sexismus im Zusammenspiel mit Homosexuellenfeindlichkeit und Transfeindlichkeit.
Heteronormativität, also die Norm, die Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als hegemoniale Kraft hervorbringt, bildet die Grundlage dieses patriarchalen Systems. Aus ihr leiten sich die Geschlechter und ihre verschiedenen Funktionen ab. Die Rollen im herrschenden System folgen unterschiedlichen Logiken und ergeben ein komplexes Zusammenwirken. Es ist nach wie vor schwierig, diese miteinander zu denken und zu bekämpfen. Gerade das Bewusstsein von Transfeindlichkeit und die Verstümmelung und Unterdrückung von Intersexuellen ist gesellschaftlich sehr marginal. Mit Blick auf die unterschiedlichen Logiken ist es sinnvoll, beim Sprechen über Sexismus den Kontext mit zu nennen. Dadurch wird sichtbar gemacht, dass noch andere Herrschaftsstrukturen im Zusammenspiel mit Sexismus wirken, um die patriarchale Geschlechterordnung herzustellen. Eine differenzierte Betrachtung ist angesagt und eine konkrete Benennung des Kontextes.
Für eine differenziertere Benennung, macht sich in einigen Diskursen die Abkürzung FLTIBs breit. Sie steht für FrauenLesbenTransIntersexBis. Ob diese Benennung nun die Beste ist, weiß ich nicht, doch es wäre einen Versuch wert, um aus dem alleinigen Sprechen von und über Frauen heraus zu kommen.
[…]

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Solidarität mit den freiheitsliebenden Menschen im Iran!

von Cosmoproletarian Solidarity
„Nicht nur jene, die im Gefängnis sitzen, sondern wir alle befinden uns in einem Gefängnis“ – Solidarität mit den freiheitsliebenden Menschen im Iran!
Das einzige „Verbrechen“ der beiden Schwestern Zohreh und Azar besteht darin, dass sie auf einem Videoband mit einem fremden Mann zu sehen sind. Keine Berührungen – selbst verbale Anschmeichelungen nicht – […]

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Die Zivilgesellschaft und die kritische Theorie

Toni Arnold

Die Zivilgesellschaft und die kritische Theorie

Kommentar zu einem Grundlagentext des Frankfurter Instituts für Sozialforschung im Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg


„Zur Entwicklung einer zivilgesellschaftlichen politischen Kultur in Deutschland“
aus: Forschungsarbeiten des IFS

Bestialität und Humanität unter Habermas versus
Was der Mensch tun sollte, aber nicht tut von Michael Jäger


Aus historischen Gründen wird das Frankfurter Institut für Sozialforschung oft mit kritischer Theorie assoziiert. Insofern kritische Theorie sowohl auf die Erkenntnis als auch auf die Überwindung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung zielt, kann festgestellt werden, dass beides am genannten Institut eher dementiert denn praktiziert wird.
In einem zweiten Teil versuche ich anhand der Habermas/Jäger-Kontroverse um Kant und Kosovo zu zeigen, dass wir es hier mit der „kritischen Theorie unter Habermas“ zu tun haben, die inzwischen unverzichtbarer funktionaler Bestandteil des militärisch-industriellen Komplexes geworden ist.
Eine später hinzugekommene Ergänzung namens Habermas und das System behandelt etwas genauer Habermas‘ Theoriekonzeption in Hinblick auf das genannte Thema.

Der offenbar 1997 verfasste programmatische Text des Frankfurter Instituts für Sozialforschung beginnt mit der Feststellung, dass sich am Institut personell etwas geändert hat. Ein von Helmut Dubiel, Adalbert Evers, Ludwig v. Friedeburg, Ute Gerhard, Axel Honneth und Wilhelm Schumm vorgelegtes Arbeitsprogramm legt die zukünftige Ausrichtung der empirischen Forschung des Instituts fest. Es bringt die „Wiederaufnahme sozialpolitischer, feministischer und psychoanalytischer Fragestellungen“ auf der Basis von „Konzepten der Zivilgesellschaft, der Anerkennung und der Erinnerungskultur“.

Darin weist die Zivilgesellschaft „auf den Prozeß der demokratischen Revolution“ hin, der seit dem 18. Jh. in kapitalistischen Gesellschaften festgestellt werden könne. In dieser „demokratischen Republik“ lebt und wirkt der „gleichberechtigte“ „Aktivbürger“ in „selbstorganisierten Aktivitäten und Assoziationen.“ Dieser bildet den „Volkssouverän“ und „symbolisiert“ sich als „plurales Wir“. Die Republik selbst konstituiert einen „öffentlichen Raum der Meinungs- und Willensbildung“. Die „Einheit“ und „Einhegung“ der Republik wird „symbolisiert“ durch die Verfassung.

Die „Stelle der souveränen Macht“ bleibt „leer“, weil das Volk „plural symbolisiert“ wird und „friedlich“, also „zivil“ Argumente austauscht, sich „wechselseitig überzeugt“, zu „beschlussfähigen Mehrheiten“ kommt und damit ihre „divergierenden Interessenlagen“ in Einklang bringt.

Der Staat wird in diesem Zusammenhang ex negativo bestimmt, jedenfalls müssen „die zivilgesellschaftlichen Akteure“, also die „ihre Kommunikationsrechte wahrnehmenden“ gleichberechtigten Aktivbürger, darauf verzichten, den „Ort des Staates einzunehmen“. Als Beispiele für solch ungehöriges Tun wird ein „fixierter Wertekanon im Sinne der freiheitlich demokratischen Wertordnung“ und eine „Revolution im Namen einer bestimmten sozialen Gruppe“ genannt, was einer „Usurpation und einer Blockierung des öffentlichen Raums“ gleichkomme.

Die vorher im 18. Jahrhundert verortete schon fast rührend kitschig geschilderte bürgerliche Demokratieideologie jenseits aller strukturellen Zwänge wird anschliessend plötzlich in den „neuen sozialen Bewegungen“ verortet. Es wurde untersucht, ob „die großen überregionalen Zeitungen die Themen, Akteure und Protestformen der sozialen Bewegungen argumentativ ernst nahmen und sie in den öffentlichen Raum inkludierten“ – ein seltsamer Widerspruch zum zuvor gemalten Aktivbürger, der die Öffentlichkeit durch Wahrnehmung seiner Rechte konstituiert und nun doch durch die grossen Medienkonzerne repräsentiert wird. Immerhin wird festgestellt, dass die „massenmediale Öffentlichkeit“ zu Anti-AKW- und Anti-Flughafen-Bewegung gespalten und polarisiert blieb, die Einleitung des Textes also eher utopisch-normativen denn deskriptiven Charakter für sich in Anspruch nehmen kann.

Es wurde auch die Textproduktion der Bewegungen selbst untersucht, zum Beispiel hinsichtlich der Frage, ob auch „Akteure wie Polizei oder Regierung und deren Praktiken als Teil einer zivilgesellschaftlichen Kooperation zwischen gleichen Bürgern begriffen wurden“, was wenig erstaunlicherweise nicht der Fall war. Dies wird als „eigenartig institutionalistisch fixiertes Politikverständnis“ gedeutet. In den folgenden Jahren wurden jedoch die „institutionellen Akteure“ als „politisch Gleiche“ anerkannt – wo doch vorher dieselben Institutionen den Staat konstituierten, dessen Ort die politisch Gleichen gerade nicht einnehmen sollten.

Bedauernd wird festgestellt, dass die moderne Gesellschaft immer noch metaphysische Legitimationen des Staates benutzt, die neuen sozialen Bewegungen also noch nicht vollständig zur Legitimation des bürgerlichen Rechtsstaates funktionalisiert sind. Die moralischen Grundlagen werden noch nicht ausschliesslich diskursiv von den grossen Medienkonzernen – oder, im besprochenen Text synonym, vom gleichberechtigten Aktivbürger – gesetzt.

Die Habermas/Jäger-Kontroverse

Obwohl auf Jürgen Habermas nicht explizit Bezug genommen wird, repräsentiert dieser Text die bürgerliche Wende in Habermas‘ Theoriearbeit, wie sie z.B. im 2. Vorwort zu seinem Best- und Longseller „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ verbreitet wird (zur Neuauflage 1990).

In diesem 1962 erschienen Buch konstatiert Habermas einen Verfall der bürgerlichen Öffentlichkeit mit dem Ergebnis, dass dieses in der Moderne substanzlos gewordene bürgerliche Ideal zur Legitimation der modernen Demokratie nicht mehr taugt. Im 2. Vorwort legt Habermas „die normativen Grundlagen der kritischen Gesellschaftstheorie tiefer“ (S.34) und kommt damit zu optimistischen Ergebnissen für den bürgerlichen Staat. Tenor: alles halb so schlimm.

Zentral ist die Einführung des Konzeptes von System und Lebenswelt. „Ökonomie und Staatsapparat“ sind „systemisch integrierte Handlungsbereiche, die nicht mehr von innen demokratisch umgestaltet, d.h. auf einen politischen Integrationsmodus umgestellt werden könnten, ohne in ihrem systemischen Eigensinn beschädigt und damit in ihrer Funktionsfähigkeit gestört werden.“ (S. 36) Im Klartext: Normative Forderungen nach Demokratisierung von Ökonomie und Staatsapparat sind nach Habermas a priori irrational, unmodern, veraltet. Die Demokratie findet in der Zivilgesellschaft statt.

Dieses Programm widerspiegelt sich im Text des Frankfurter Instituts: Der Ort des Staates liegt ausserhalb der zuerst lebensweltlich organisierten, empirisch dann aber doch durch die die systemisch-ökonomisch integrierten Massenmedien repräsentierten Zivilgesellschaft. Das Konzept der Kolonialisierung der Lebenswelt erweist sich als äusserst flexibel: Einmal ist die Öffentlichkeit Lebenswelt, einmal System, einmal ist der Staat System und dann doch wieder plural und lebensweltlich symbolisiert, je nach argumentativem Bedarf. Der logische Widerspruch ist in der Theorie von System und Lebenswelt kein sporadischer Unfall, sondern das eigentliche Prinzip der Ideologie: Die inneren Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft werden damit gegen Kritik immunisiert.

George Orwell hat in seinem bekannten Werk „1984“ beschrieben, wie der moderne Totalitarismus sich eine eigene Sprache – „new speak“ oder dt. „Neusprech“ – schafft, welche durch ihre innere Beschaffenheit jeden Widerspruch unmöglich macht. Habermas verwirklicht dieses totalitäre Projekt in seiner kommunikativen Praxis, das Frankfurter Institut für Sozialforschung institutionalisiert die Lüge in seinen Forschungsprogrammen.

Deutlich zeigt sich Habermas‘ Meisterschaft in solchen Taschenspielertricks in seinem Text zur Legitimation des Nato-Angriffskrieges gegen Jugoslawien. Eingangs stellt er fest: die zivile BRD führe „Krieg“, nenne ihn jedoch propagandistisch „Luftschläge“. Gleichzeitig lobt Habermas die „glasklare normative Sprache“ der Agenten des Krieges wie auch der Kriegsgegner. Habermas Gesinnungsfreunde Fischer und Scharping setzten sich ganz unbescheiden die „Transformation des Völkerrechts in ein Recht der Weltbürger“ und damit die Negierung des real existierenden Völkerrechts auf die Agenda. Laut Michael Jäger ist Habermas mit ein Urheber dieser Praxis, da Fischer in einem „Kreis“ regelmässig mit Habermas zusammentraf und sich von ihm seine politischen Ansichten „formen“ liess.

Habermas ist sich nicht zu schade, die Kriegsherren Fischer und Scharping als Pioniere in der Verwirklichung von Kants ewigem Frieden darzustellen. Die Absurdität dieser Behauptung hat Jäger in seinem Artikel deutlich gemacht. Ich möchte an dieser Stelle auf einen anderen Punkt hinweisen: die Zustimmung zum Krieg liegt in der Konsequenz des Habermasschen Denkens und damit des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und ist kein zufälliger Betriebsunfall.

Ein typisch Habermasscher Satz ist etwa: „Aus dem Dilemma, so handeln zu müssen, als gäbe es schon den voll institutionalisierten weltbürgerlichen Zustand, den zu befördern die Absicht ist, folgt jedoch nicht etwa die Maxime, die Opfer ihren Schergen zu überlassen.“ Der voll institutionalisierte weltbürgerliche Zustand ist nach Habermas selbst zwingend systemisch organisiert und damit zwingend antidemokratisch. Gleichzeitig wird er legitimiert durch die Zivilgesellschaft, die sich lebensweltlich in den kommerziellen Massenmedien konstituiert, die von der von Habermas verteidigten Nato selbst als systemische Kriegspartei deklariert wurden.

„Hätte die Nato die Zerstörung des staatlichen Rundfunks nicht eine halbe Stunde vorher ankündigen sollen?“ – dann hätte das Bombardement wohl als praktische Verwirklichung des herrschaftsfreien Diskurses in der Zivilgesellschaft durchgehen können. Aber es ist ja nur das Fernsehen eines totalitären beinahe-noch-kommunistischen Staats-Überrests, die zivilgesellschaftlichen Medienkonzerne des Westens liefern jedoch schön lebensweltlich „die erschütternden Bilder von den Vertriebenentrecks auf den Routen nach Mazedonien, Montenegro und Albanien“ und damit „die Evidenzen für eine von längerer Hand geplante ethnische Säuberung“, was wiederum die Bomben legitimiert. Man lese genau: „Evidenzen“ genügen, denn die Nato-treuen Medienkonzerne repräsentieren per Habermas-Definition die lebensweltliche Zivilgesellschaft und müssen daher nicht systemischen Imperativen wie intersubjektive Überprüfbarkeit oder Masstäben der Empirie genügen, es reichen psychologische „Evidenzen“!

Laut ADN vom 27. Dezember 1999 haben „die deutschen Rüstungsexporte (…) unter der rotgrünen Bundesregierung ein Rekordhoch erreicht. Die Ausfuhren seien 1999 von 1.383 auf 3.2 Milliarden gestiegen.“ (Quelle: Konkret 3/00, S. 10) Das ist der Massstab, an dem das System seine Erfolge bewertet. Der Aufbau einer militärischen Zivilgesellschaft in aller Welt kommt also gut voran. Unter Habermas macht sich damit die kritische Theorie erstmals auch monetär bezahlt, ist also im besten bürgerlichen Sinne erfolgreich. Was wiederum die Bourgeoisie veranlasst, Habermas mit Preisen und Ehrungen für seine Verdienste um die Aufklärung einzudecken.

Es kann abschliessend festgestellt werden, dass zwischen „kritischer Theorie unter Habermas“ und „kritischer Theorie“ der Kriegszustand herrscht. Habermas‘ „unfriendly take-over“ und Monopolisierung der kritischen Theorie war, zumindest im deutschen Staats- und Parteiapparat und damit der medialen und universitären Öffentlichkeit, erfolgreich. Der Preis dafür war die Verbannung der Logik aus den Sozialwissenschaften. Wann endlich erhält Habermas die goldene Kanone von der deutschen Kriegswirtschaft?

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queer: kongress in frankfurt am main

queer-kongress in frankfurt am main

Queer
beliebt
oder beliebig ????


Tagung am 13. und
14. November 1999
in Frankfurt/M.
In der Tagung „Queer – beliebt oder beliebig ????“ soll es um Fragen zur konkreten Ausgestaltung von ‚queer politics‘, darüber hinaus aber auch zur gesellschaftlichen Produktion von Sexualität und ‚Begehren‘ gehen. Dabei stellt sich die Frage nach der Problematik der Übertragung des Konzeptes ‚queer‘ auf den bundesrepublikanischen Kontext: Es entsteht die paradoxe Situation, daß sich ein in den USA in politischen Praxen gelebtes Modell in der BRD fast ausschließlich im akademischen Diskurs finden läßt.Gerade diese Paradoxie veranlaßte uns zu dem Versuch die akademischen Diskurse zu ‚queer‘ mit gelebten Praxen in Bezug zu setzen. Diese Punkte wollen wir nun zum Thema einer zweitägigen Veranstaltung machen, um sie breiter, expliziter und ideenreicher zu diskutieren. Den Hintergrund der kommenden Tagung ‚Queer – beliebt oder beliebig ????‘ bilden somit Fragen danach:

  • wer ‚queer politics‘ und ‚verqueere‘ geschlechtliche / sexuelle Arrangements gestalten kann,
  • und ob es bestimmte gesellschaftliche Voraussetzungen gibt, diese zu leben.

‚Queer politics‘

Samstag, den 13. November 1999

Corinna Genschel wird die Gegenüberstellung von ‚queer politics‘ und ‚Identitätspolitik‘ problematisieren. Ausgehend von einem Identitätsverständnis, das nicht nur die geschlechtliche, ethnische, sexuelle etc., sondern auch die politische Verortung umfaßt, wird sie Fragen nach dem Verhältnis dieser scheinbar festgelegten Politikformen

in Bezug auf den politischen Kontext und die politischen Ziele stellen. Ausgangspunkt bleibt, daß „Queer“ seine politische Sprengkraft nicht als neues (Des-) Identifikationsangebot entfaltet, schon alleine deshalb nicht, weil es so Gefahr läuft, als „Identität“ verdinglicht zu werden, sondern als Methode kritischer Reflexion von Politik und Theoriebildung innerhalb jeweils konkreter politischer Verhältnisse.

Volker Woltersdorf und Nancy Nüchtern wollen in ihrem Vortrag auf schwule Identität in den Begriffen der Ideologie-Kritik eingehen und Vorschläge für politische Ziele und Handlungsmöglichkeiten nach dem Ende dieser Identität entwickeln.

Mit Althusser wird die Subkultur als ideologischer („Staats“) Apparat verstanden, der Praktiken und Rituale der Anrufung bündelt. Die (kapitalistische) Ökonomie dieses Apparates und seine (z.B. juristisch fixierte) Struktur haben in seinem „Produkt“ ’schwule Identität‘ deutliche Spuren hinterlassen.

Identitatskritik lässt sich in politisches Handeln umsetzen, wenn die materiellen Bedingungen der Identitätsproduktion ebenfalls kritisiert werden. Der Vortrag soll auch Beispiele für anti-identitäre Politik vorstellen und diese kritisch würdigen.

Nico Beger wird sich mit der Beziehung von ‚queer politics‘ zu offiziellen Politikstrukturen befassen. Von Interesse ist dabei, ob sich hier zwei konkurrierende Politikmodelle gegenüberstehen, die sich nicht einfach verbinden / ergänzen können. Drei Geschichten aus dem Leben gegriffen sollen die Problematik und die unlebbaren Brüche illustrieren, um diese dann theoretisch zu kontextualisieren und somit das Dilemma oder die Dynamik des Zusammenspiels von Kritik und politischer Praxis herauszuarbeiten. Nico Beger wird versuchen die Spannung, wenn auch nicht aufzulösen, so doch fruchtbar zu machen, durch eine Anwendung des Konzepts von Hybridität.

Encarnacion Gutierrez-Rodriguez und Maria del Mar Castro Varela werden sich den Paradoxien von sexual politics im Kontext von Asyl und Migration zuwenden. Seit 1992 unterscheidet die EU zwischen EU-BürgerInnen und sogenannten Drittstaatenmitgliedern. In den feministischen und queertheoretischen Ansätzen finden diese Ereignisse keine Berücksichtigung. Es wird nicht gefragt, wenn allgemein von „Frauen“, „Lesben“, „Schwulen“ die Rede ist, in welchem geographischen Kontext diese eingebettet sind. Vor diesem Hintergrund wird in dem Vortag der Blick auf eine Gruppe von „Frauen“ gerichtet, die zu mehreren gesellschaftlichen Achsen quer zu liegen scheint: die Gruppe der im Exil und in der Migration lesbisch lebender Frauen.

‚Begehren‘

Sonntag, den 14. November 1999

Birgit Wartenpfuhl wird in ihrem Vortrag mit der Organisation von Begehren im Kontext gesellschaftlicher Machtverhältnisse befassen. Daran wird sich die Frage anschließen, inwieweit queer, als ein kritischer Begriff, mit dem gerade versucht wurde, essentialistische, psychologistische, wesenmäßige oder natürliche Zuschreibungen und Festlegungen von Begehren zurückzuweisen, auf einer latenten Ebene doch wieder mit der Vorstellung einer authentischen sexuellen Orientierung und Begehren verbunden ist.

In diesem Zusammenhang gehört auch die Frage, inwieweit es mit queer gelungen ist, Identitätspolitiken zu verlassen und die Konstruktion von Begehren immer nur als kontextgebunden zu begreifen.

Paula-Irene Villa wird sich anhand einer kritischen Lektüre von Judith Butler auf gesellschaftstheoretische bzw. soziologische Defizite in den Erklärungen zum Verhältnis Körper-Sexualität-Subjektivität konzentrieren (wer spricht worüber zu wem?). Sie wird sich dabei folgenden Fragen widmen:

Welches sind die Logiken des Denkens, Sprechens und Agierens, die uns zumuten, nur eine substantielle Identität zu haben? Und warum muß Identität (ob sexuell, geschlechtlich, ‚ethnisch‘ etc.) ausschließend sein, d.h. letztendlich gebettet in Dualismen, die sich gegenseitig definieren? Der Vortrag soll sich mit einigen Binaritäten beschäftigen, bei denen der Körper gleichsam zwischen die Fronten geraten ist: Natur vs. Kultur; Sprache bzw. Diskurs vs. Materialität; Konstruktion vs. Authentizität und andere. Wie das genau zu verstehen ist und was das für Identitätspolitik und eigene Lebensentwürfe bedeutet, soll aus körpersoziologischer Perspektive ausgeleuchtet werden. Antke Engel wird sich in ihrem Vortrag mit Begriffen wie Intelligibilität und Nicht- Intelligibilität auseinandersetzen und die damit verbundenen politischen Implikationen herausarbeiten. Im Vortrag werden somit folgende Fragen eine Rolle spielen: Ist der Gegensatz zum Repräsentierten wirklich das Nicht-Repräsentierbare? Wo sind Spielräume innerhalb kultureller Wahrnehmungs- und Darstellungsmuster und Chancen für veränderndes Eingreifen in die Regeln und Mechanismen der Repräsentation gegeben? Die Tagung ist so strukturiert, daß nach jedem Vortrag im Plenum vertiefende Arbeitsgruppen stattfinden, in denen Raum für Diskussionen sein wird. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen sollen zum Tagesabschluß im Plenum zusammengetragen werden.

Am Samstagabend werden uns Claudia Krüger und Nykra Kalaschnikowa – auch bekannt als die ‚Bösen Tanten‘ – eine amüsante und denk-würdige Vorstellung geben und das zu freiem Eintritt.

Wegen begrenzter TeilnehmerInnenzahl ist eine vorherige Anmeldung zur Tagung dringend notwendig.

Die Teilnahmegebühr beträgt 100,- / 70,- (erm.) DM für beide Tage oder 80,- / 60,- (erm.) DM für einen Tag. Darin sind jeweils ein Buffet pro Tag enthalten. Übernachtungsmöglichkeiten für TeilnehmerInnen können wir nicht organisieren, wir bemühen uns aber bei Anfragen, private Schlafplätze oder Pensionen / Hotels zu vermitteln. Nach Eingang der Teilnahmegebühr erhaltet Ihr von uns eine Bestätigung mit weiteren Informationen. Wer mit dem Rolli kommt, sagt bitte vorher Bescheid. Falls Ihr noch Fragen habt, wendet Euch bitte an unten angegebene Adresse. Anmeldung bitte schriftlich bei:
‚queer‘-AG
c/o Autonomes FrauenLesbenReferat
im ASTA Uni Frankfurt/M.
Mertonstr. 26-28
60325 Frankfurt/M.
oder per e-mail: queer@copyriot.com
Hiermit melde ich mich verbindlich zur Tagung
‚Queer – beliebt oder beliebig?????‘
am 13./14.11.1999 in Frankfurt/M. an.

für den 13. + 14.11.1999
für den 13.11.1999
für den 14.11.1999

Name: ______________________________
Vorname: ______________________________
Straße: ______________________________
PLZ / Ort: ______________________________
Telefon: ______________________________


Den Teilnahmebetrag habe ich auf das
Konto 657 439 600,
Postbank Frankfurt/M., BLZ 500 100 60 überwiesen.

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