Hero unalyzed
Als ich Hero das erste Mal im Kino sah, war ich begeistert, entrückt und zugleich sehr skeptisch: Das Ende begünstigt durchaus eine faschistoide Interpretation. Der mit dem Absolutismus durchgesetzte Zentralstaat solle „Allen unter dem Himmel“ zu Gute kommen? Die Massenästhetik knüpft an die faschistischen und stalinistischen Staats-Inszenierungen an. Dann sah ich den Film erneut und diesmal mit einem anschließenden Vortrag eines Psychoanalytikers, der in China lehrt und zugleich sehr auf die kulturell bedingte Differenz von Interpretationsmöglichkeiten bedacht war. Die unter dem Vorzeichens eines „Wir Europäer, Kinder der Aufklärung“ geleistete Interpretation allerdings klang mir zu transkribierend – der Namenlose als Ich-Erzähler sei Hülle der aufgespalteten Erzählvarianten, erfahre einen klassischen ödipalen Konflikt mit dem König-Vater. Das Ganze sei mehr oder weniger ein Bewältigungsdrama eines Waisenjungen, der seine Aggressionen kontrollieren lerne. Das ist natürlich eine grobe Verkürzung der interessanten Thesen des ehrenwerten Analytikers.
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