Antisemitische Schläger unmöglich machen – auch von links!
Am Sonntag, den 25.10.2009, verhinderten Antisemitinnen und Antisemiten
gewaltsam eine vom Hamburger Programmkino b-movie und der Gruppe
Kritikmaximierung geplante Vorführung von Claude Lanzmanns Film »Warum
Israel«.
Mitglieder des »Internationalen Zentrums« B5, der Gruppe »Sozialistische
Linke« (SoL) und der »Tierrechtsaktion Nord« (TAN), die sich mit Mundschutz
und Quarzsandhandschuhen auf eine körperliche Auseinandersetzung vorbereitet
hatten, verweigerten den Gästen den Zugang ins Kino. Besucherinnen und
Besucher wurden dabei gezielt ins Gesicht geschlagen und als »Schwuchteln«
und »Judenschweine« beschimpft. Auch in den Tagen darauf wurden Gäste, die
von Blockadebeteiligten auf der Straße wiedererkannt wurden, bedroht und, in
mindestens einem Fall, auch tätlich angegriffen.
In einer offiziellen Stellungnahme rechtfertigte die B5 die Gewaltausbrüche
inhaltlich und tat sie als »kleinere Rangeleien« ab. Diese Erklärung strotzt
abermals vor antisemitischen Klischees: So wird etwa der »Zionismus« als
»rassistisches Projekt« bezeichnet, mittels dessen »künstlich der jüdische
Charakter gewahrt werden« solle. Denn als künstlich gilt der antisemitischen
Denkweise immer das jüdische, als natürlich aber alle anderen Völker.
Wir halten es für unerträglich,
* dass ein Kino sein Programm vom Wohlwollen einer benachbarten Aktion
Saubere Leinwand abhängig machen soll;
* dass Linke sich als antisemitischer Kampftrupp formieren, um
missliebige Veranstaltungen zu Israel zu unterbinden;
* dass ein Film von Claude Lanzmann, französischer Jude,
Résistancekämpfer und Regisseur von »Shoah«, der bedeutendsten Dokumentation
über die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden, in Deutschland zum
Angriffsziel einer militanten Blockade werden kann.
»Warum Israel« (1973) zeigt nicht bloß die verschiedenen Facetten der
israelischen Gesellschaft. Es geht darin, aus der Perspektive eines
Diasporajuden, um die Bedeutung des jüdischen Staates als Konsequenz aus der
Shoah. Wer, wie die B5, die Vorführung eines solchen Films als »Provokation«
versteht, der nur mit Gewalt beizukommen sei, steht auf der Seite der
Barbarei.
Dieses Spektrum ist seit Jahren dafür bekannt, seinen Antisemitismus
gewaltförmig auszuleben. Es sind die gleichen, die sich 2002 mit Gewalt
Zutritt zum Freien Sender Kombinat (FSK) verschafften und dort einen
Kritiker ihres Israelhasses fachmännisch zusammenschlugen; die auf einer
antifaschistischen Demonstration im Januar 2004 die Trägerinnen und Träger
eines Transparents »Deutschland denken heißt Auschwitz denken« von der
Kundgebung prügelten; die seither bei zahlreichen Gelegenheiten Menschen,
die Israelfahnen oder -buttons trugen oder aus anderen Gründen nicht in ihr
Weltbild passten, bedroht, geschlagen oder mit Flaschen und Steinen beworfen
haben.
Was es diesen Gruppen um die B5 bislang stets erlaubt hat, ihre Übergriffe
weiter fortzusetzen, ist die Tatsache, dass sie von der Mehrheit der Linken
und Alternativen entschlossene Gegenwehr nicht zu fürchten hatten. Kaum
jemand der Linken steht ausdrücklich auf ihrer Seite; aber allzu viele waren
dennoch bereit, ihnen ihr Plätzchen im Bündnis, auf dem Stadtteilfest oder
sonst wo in der Szene freizuhalten.
Weil wir wissen, dass es ebenso verantwortungslos wie gemeingefährlich wäre,
Antisemitinnen und Antisemiten gewähren zu lassen; weil wir wissen, dass die
Schlägerinnen und Schläger mit jedem Erfolg nur stärker werden daher
halten wir es für unabdingbar, dass am 13.12., bei der Neuansetzung von
»Warum Israel« im b-movie, der Film auf jeden Fall gezeigt wird.
Um die Angreiferinnen und Angreifer vom 25.10. politisch zu isolieren und
eine Wiederholung ihres antisemitischen Gewaltspektakels zu verunmöglichen,
rufen wir für diesen Tag zu einer Demonstration zum b-movie auf.
Auftaktkundgebung: 13.30 vor der Roten Flora
Abschlusskundgebung: 15.00 vor dem B-Movie
(Bündnis gegen Hamburger Unzumutbarkeiten, 18.11.09)
Unterzeichnende Gruppen (Stand 20.11.09):
Radio Loretta, Antifaschistische Aktion HH-West, Antideutsche Gruppe
Hamburg, BAK Shalom der Linksjugend [’solid], Cosmoproletarian Solidarity,
Emancipate, Gruppe bricolage, Hamburger Studienbibliothek,
McGuffin-Foundation, Negative Approach, Projekt-R, Rapidas, Sous la plage,
Stop the Bomb Hamburg, Karo Ecke, Tocotronic, Herrenmagazin, Das Bierbeben,
Heimatglück, Juri Gagarin, Sounds Outta Range (Byte FM), Sur l’eau Lübeck,
Landesarbeitkreis (LAK) Shalom der Linksjugend [’solid], Antifaschistischer
Frauenblock Leipzig (AFBL), Gruppe in widersprüchlicher Gesellschaft Bremen,
Autonome Neuköllner Antifa (A.N.A.), ELA (Lüdenscheid), Antifaschistische
Aktion Brick to Brick [b³] Marl, Gruppe gegen deutsche Normalität Köthen,
Antifa Heinsberg, Gruppe IKIS, Jugendantifa Halle, lizaswelt.net, [A:KA]
Göttingen, Antifaschistische Gruppe A2K2 (westl. Ruhrgebiet),
…nevergoinghome (Berlin), Left Resistance Wittenberg, Antideutsche Gruppe
Brunsberg, antifa[Ak]moers, et2c Münster
jetzt sind mehr dabei:
http://b-g-h-u.blogspot.com/2009/11/antisemitische-schlager-unmoglich.html